"Wo die Welt eine Scheibe ist"

Mit seiner Görlitzer Firma EDD Holding GmbH sorgt ein Niederländer für gute Unterhaltung. Und für neue Wege im Internet.

Mächtig gewaltig! Wieder einmal gab die Dresdner Morgenpost ihren Lesern ein kleines Extra zur gedruckten Zeitung: eine DVD mit einem Film der Olsenbande. Doch woher kommt diese DVD? Alle Spuren führen zu einem Zweigeschosser am Bahnhof Görlitz-Weinhübel. Hier befindet sich der Sitz der Firma EDD Holding GmbH und ihrem Tochterunternehmen B.R. Productions & Packaging GmbH. Hinter der unspektakulären Fassade des Gebäudes bedienen 45 Frauen und Männer hochmoderne Maschinen, die aus einem durchsichtigen Granulat namens Polycarbonat CDs, DVDs und Blu-ray Discs pressen, diese mit Musik, Filmen oder Computerspielen bespielen und den Inhalt auf die Scheibe drucken. All das geht atemberaubend schnell: Alle dreieinhalb Sekunden spuckt jede Maschine einen fertigen Datenträger aus. Da sind einige Millionen zusammengekommen seit 1998, als EDD an den Start ging.

Geschäftsführer Denny Holwerda erinnert sich daran, als wäre es gestern gewesen. Der Niederländer war auf der Durchreise nach Osteuropa in Görlitz, als er einen Insidertipp erhielt: Hier ist ein CD-Werk in Konkurs gegangen, aber die Technik ist noch da.

Denny Holwerda griff zu, besorgte erste Aufträge aus seinem Heimatland und aus der Schweiz, stellte 13 Mitarbeiter ein. Schritt für Schritt fand EDD neue Kunden in ganz Europa. Um die ständig steigende Nachfrage nach bespielten Datenträgern zu befriedigen, investierte Holwerda bis 2000 mit Unterstützung der Sächsischen Aufbaubank in Görlitz rund 16 Millionen Euro.

In ihren besten Zeiten zählte die EDD GmbH 105 fest angestellte Mitarbeiter. Das war 2010. Danach bekam das Unternehmen zu spüren, dass sich vor allem jüngere Leute ihre Musik und Filme direkt aus dem Internet herunterladen, statt Scheiben zu kaufen. EDD produziert davon heute weniger, aber spezieller auf Kundenwunsch.

Zum Beispiel fertigen die Görlitzer CDs oder DVDs im Visitenkarten-Format. „Wir sind nur einer von drei Herstellern in Europa, die das können“, sagt der 64-jährige Holwerda.

Neben der traditionellen Produktion geht das Unternehmen neue Wege: Vor zwei Monaten starteten die Görlitzer den Internetshop E-Parts24 für Computer-Zubehör und Ersatzteilen für Handys, Tablets und Drucker. Vorerst sind 400 verschiedene Artikel im Angebot, bis Jahresende sollen es schon 6000 sein. Und auch neue Jobs winken.

Quelle: www.sz-online.de